Mittwoch, 29. Oktober 2014

Impressionen und Gedanken zum Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie 2014


Vom 06.10. bis 10.10.2014 fand in Trier der Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie statt. Ich hatte das Vergnügen bei der vom Soziologiemagazin organisierten Ad-Hoc-Gruppe „Krise der Kommunikation: Wo bleibt der soziologische Diskurs?“ einen Vortrag zu halten. Im Folgenden möchte ich einige meiner Eindrücke schildern, die ich während der Zeit sammeln konnte. Zwei Bemerkungen dazu vorweg. Zum einen, ich habe zwar Soziologie studiert, verdiene mein Geld aber heute außerhalb der Wissenschaft. Nichts desto trotz habe ich mir einen soziologischen Blick bewahrt und versuche diesen mit meinen beiden Blogs zu kultivieren. Trotzdem hatte ich die Befürchtung, dass ich aufgrund meiner weiteren beruflichen Sozialisation schwer für die Habitus- oder Verhaltensformen der professionellen Soziologen anschlussfähig sein werde. So hatte ich, um dem Abenteuer DGS-Kongress ein persönliches Motto zu geben, bereits auf der siebenstündigen Anfahrt nach Trier angefangen Robert A. Heinleins Roman „Ein Mann in einer fremden Welt“ (Engl. Originaltitel „Stranger in a strange land“) zu lesen. Diese Befürchtung hat sich zum Teil erfüllt, zum Teil aber auch nicht. Dazu im Folgenden mehr. Zum andere bot der DGS-Kongress eine große Anzahl an Veranstaltungen und man musste sich sehr gut überlegen, welche man besuchen möchte. Leider wurde man dabei häufig vor die Wahl gestellt zwischen verschiedenen Veranstaltungen zu wählen, die man alle gerne besucht hätte. So ist einer der wenigen Wermutstropfen des Kongresses, die kaum zu vermeidende Enttäuschung einige vielversprechende Veranstaltungen verpasst zu haben, die man auch gerne besucht hätte. Ich vermute, so wird es den meisten Teilnehmern ergangen sein. An diesem Problem konnte jeder das Komplexitätsproblem, was einen ja immer vor eine Entscheidung stellt, selbst erfahren. Zugleich kann man sich als Einzelner so gut wie kein allgemeines Urteil über den Kongress erlauben, weil man nur einen Bruchteil davon miterleben konnte. Deswegen werde ich aus meiner persönlichen Sicht einige Eindrücke und Gedanken schildern, die mich während des Kongresses bewegt haben. Hier spielen zum einen meine eigenen thematischen Interessen und die sich daran anschließende Auswahl der Veranstaltungen eine Rolle als auch einige Phänomene, die vielleicht nicht nur mir während der Zeit aufgefallen sind. Den soziologischen Blick konnte ich während des Kongresses natürlich nicht abstellen. 

Sonntag, 19. Oktober 2014

Hat sich die Soziologie in einem double bind verfangen? - Der Vortrag


Am 10.10.2014 haben ich beim Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in der Ad-Hoc-Gruppe "Krise der Kommunikation: Wo bleibt der soziologische Diskurs?" einen Vortrag mit dem Titel "Hat sich die Soziologie in einem double bind verfangen?" gehalten. Der folgende Text ist das Vortragsmanuskript. Der Mitschnitt des Vortrags kann hier angesehen werden.


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Herzlich Willkommen zu meinem Vortrag „Hat sich die Soziologie in einem double bind verfangen?“. Der Titel ist als Fragestellung formuliert. Aber die Eine oder der Andere wird es schon geahnt haben. Die Frage ist rhetorisch gemeint. Es ist tatsächlich die These dieses Vortrags, dass sich die Soziologie in einem double bind verfangen hat. Sie bezieht sich auf die weitverbreitete Selbstbeschreibung der Soziologie, wonach sie die Gesellschaft zu analysieren und zu verändern beansprucht. Ich werde im Folgenden versuchen zu zeigen, dass diese beiden Ansprüche unter der gesellschaftsstrukturellen Bedingung funktionaler Differenzierung nicht miteinander vereinbar sind und dass darin einer der wichtigsten Gründe für das schlechte Image und den aktuellen Relevanzverlust der Soziologie zu sehen ist.